- Schwangerschaft
- 8 likes
- 138 views
- 0 comments
- Lactation, Nursing, Breastfeeding, Milk, Supply, Midwife
Schwangerschaftsdiabetes ist ein Begriff, der vielen Schwangeren bereits zu Ohren gekommen ist. Vielleicht bist du selbst davon betroffen? Zunächst ein Mal: Keine Panik! In den meisten Fällen bekommt man Diabetes gut in den Griff. Wie? Das und viele andere hilfreiche Informationen wie Symptome, Risiken sowie Vorbeugung erhältst du hier – also, mach es dir mit deinem Lieblingsgetränk bequem, während du im folgenden Beitrag mehr erfährst.
Was ist Schwangerschaftsdiabetes überhaupt?
Diese spezielle Form von Diabetes wird auch Gestationsdiabetes mellitus (GDM) genannt und kann in der Schwangerschaft auftreten. Dass sich dein Körper in dieser besonderen Zeit stark verändert, kann sich aufgrund von Hormonveränderungen auf die Regulierung des Blutzuckers auswirken. Bist du betroffen, heißt das nicht automatisch, dass du oder dein Baby in Gefahr seid. Dank einer frühen Diagnose kannst du dich gut über mögliche Folgen und Risiken sowie eine passende Behandlung informieren.
Wie entsteht Gestationsdiabetes?
Während der Schwangerschaft durchläufst du eine Hormonveränderung. Dein Körper produziert viele Hormone, die für das Wachstum deines ungeborenen Kindes wichtig sind. Manche dieser Hormone können die Wirkung von Insulin, welches für die Blutzuckerregulierung zuständig ist, abschwächen. In der Folge steigt der Zuckerspiegel im Blut.
Einige Faktoren können die Neigung zu GDM erhöhen. Welche Risikofaktoren das sind, zeigt die nachfolgende Übersicht:
• Du warst bereits vor der Schwangerschaft übergewichtig.
• Nahe Verwandte von dir sind an Diabetes erkrankt.
• Du bist älter als 30 Jahre.
• In einer früheren Schwangerschaft hattest du bereits Diabetes.
• Du leidest an einer Hormonstörung wie PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom).
Keine Sorge – selbst wenn einer oder mehrere dieser Punkte auf dich zutreffen, gibt es diverse Möglichkeiten GDM vorzubeugen. Achte darauf, deinen Blutzucker stabil zu halten, indem du dich gesund und ausgewogen ernährst sowie regelmäßige Bewegung an der frischen Luft in deinen Alltag einbaust.
Woran erkenne ich Schwangerschaftsdiabetes?
Die meisten schwangeren Frauen merken nicht, dass sie von Diabetes betroffen sind, da die Blutzuckerstörung oft ohne auffällige Symptome verläuft.
Folgende Anzeichen, die meist ebenso durch die Schwangerschaft selbst verursacht werden, könnten allerdings ein Hinweis sein:
Du ...
• hast mehr Durst als üblich.
• musst öfter als sonst zum Wasserlassen auf die Toilette.
• fühlst dich müde und bist antriebslos.
• bist anfälliger für Infekte, hast beispielsweise mehrere Blasenentzündungen.
Sprich mit deinem Arzt/ deiner Ärztin oder deiner Hebamme, falls du einen Gestationsdiabetes vermutest.
Häufigkeit von Diabetes in der Schwangerschaft
Ob eine Krankheit häufig oder selten vorkommt, kann man meist nur sagen, wenn man sie ins Verhältnis setzt. Mit Blick auf übliche Schwangerschaftssymptome wie starke Übelkeit ist der GDM eher selten. Setzt man es ins Verhältnis zur Plazentainsuffizienz hat die Blutzuckerstörung jedoch eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit.
Wie oft die Störung der Blutzuckerregulierung bei werdenden Müttern vorkommt, darauf hat das Robert-Koch-Institut eine Antwort. Das RKI hat die Daten von knapp 750.000 Frauen mit Krankenhausgeburt in Deutschland überprüft.
Kurzum: Die Wahrscheinlichkeit, an der Blutzuckerstörung zu erkranken, lag im Jahr 2021 bei 7 bis 9 von 100 schwangeren Frauen.
Wie wird Gestationsdiabetes festgestellt?
Deine Hebamme sowie dein Arzt/ deine Ärztin können mithilfe eines Tests feststellen, ob du auffällige Blutzuckerwerte hast. Normalerweise wird zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Glukosetoleranztest durchgeführt. Dafür trinkst du eine spezielle Zuckerlösung. Außerdem werden deine Zuckerwerte bestimmt.
Bei auffälligen Werten wird meist ein zweiter Test, der große Zuckertest, empfohlen. Erneut trinkst du eine Glukoselösung, dieses Mal jedoch auf nüchternem Magen. Das heißt, du darfst acht bis zwölf Stunden vor dem Test nichts außer Wasser zu dir nehmen. Sowohl vorher als auch zu bestimmten Zeiten nach dem Test werden deine Blutzuckerwerte gemessen.
Der kleine Zuckertest wird routinemäßig während der Schwangerschaftsvorsorge angeboten. Ob du einen Glukosetoleranztest durchführen lassen möchtest oder nicht, ist deine Entscheidung.
Falsch positive Testergebnisse
Du solltest wissen, dass Tests nicht immer richtig liegen. Insbesondere routinemäßige Einmaltests wie der kleine Zuckertest sind nur eine Momentaufnahme und können durch Stress, Schlafmangel oder die Ernährung in den Tagen vor dem Test beeinflusst werden.
Studien aus dem Jahr 2020 ergaben, dass etwa 25 % der Schwangeren mit einem auffälligen Testergebnis eigentlich keinen Schwangerschaftsdiabetes hatten.
Hat der Zuckertest Nebenwirkungen?
Der Glukosetoleranztest gilt weder als schädlich noch gibt es wissenschaftliche Beweise für längerfristige Auswirkungen. Dennoch können Mutter und Kind durch die erhöhte Zuckerzufuhr diverse Begleiterscheinungen wahrnehmen.
Mögliche Nebenwirkungen für dich als Schwangere:
1. Übelkeit und Erbrechen: Die süße Glukoselösung kann Übelkeit bei dir verursachen.
2. Kreislaufprobleme: Der durch die Zuckerlösung verursachte plötzliche Blutzuckeranstieg und -abfall kann zu Schwindel oder Zittern führen.
3. Unwohlsein: Es ist möglich, dass du dich nach dem Test unwohl sowie müde und erschöpft fühlst.
4. Stress: Eventuell sorgst du dich bereits vor dem Test über seinen Ausgang, was dein Stresslevel erhöhen kann. Zudem kann ein auffälliges Ergebnis unnötig Angst machen, insbesondere wenn es sich um ein falsch positives Ergebnis handelt.
So wirkt sich der Test auf dein ungeborenes Kind aus:
• Kurzfristiger Blutzuckeranstieg: Über die Plazenta nimmt auch dein Baby Zucker auf. Unklar ist, ob sich ein einmaliger hoher Zuckerspiegel negativ auf das Ungeborene auswirkt.
• Aktivitätsveränderungen: Es gibt Frauen, die nach dem Test berichten, dass sich das Verhalten ihres Kindes im Bauch verändert hat. Manche Babys sind träger, manche unruhiger. Dies könnte mit dem plötzlichen Zuckerschub zusammenhängen.
Welche Alternativen zum Zuckertest gibt es?
Möchtest du den Glukosetoleranztest aus diversen Gründen nicht machen lassen, teile dies dem Vorsorgepersonal mit. Du musst dem Test nicht zustimmen.
Alternativ kannst du über mehrere Tage deinen Zuckerwerte selbst messen. Dazu benötigst du ein Blutzuckermessgerät. Auch die Bestimmung des HbA1c-Wertes ist denkbar, aber nicht immer zuverlässig bei Gestationsdiabetes.
Hast du ein erhöhtes Diabetesrisiko, kannst du ein spezielles Ernährungsprotokoll mit regelmäßigen Blutzuckermessungen kombinieren.
Hat Gestationsdiabetes Folgen für mein Baby?
Die gestörte Blutzuckerregulierung der werdenden Mutter hat ebenso Einfluss auf die Entwicklung des Kindes. In der Folge ist es möglich, dass dein Ungeborenes besonders gut wächst. Womöglich wird in Brust, Bauch und Schultern mehr Fett als beim Durchschnitt der geborenen Kinder gespeichert, da das Kleine den überschüssigen Zucker aus dem Blut der Mutter verwertet.
Allerdings ist der Kopfumfang des Babys bei der Geburt relevanter als der Körper selbst. Somit wird eine Geburt in den wenigsten Fällen durch die Größe des Kindes gestört. Der Schädel wird durch die Menge an zur Verfügung stehendem Zucker kaum merklich größer.
In seltenen Fällen kann der Blutzuckerspiegel des Neugeborenen etwas zu niedrig sein, weil es sich im Bauch an einen höheren Zuckerspiegel gewöhnt hat. Aber keine Sorge, die Werte werden direkt nach der Geburt überprüft. Im Notfall kann das medizinische Fachpersonal sogleich handeln.
Andere mögliche kurzfristige Auswirkungen von Diabetes auf das Kind findest du in der nachfolgenden Übersicht:
• Atemnotsyndrom (RDS): Bei schlecht eingestelltem Diabetes gibt es ein höheres Risiko für Lungenunreife, was eine Atemunterstützung nach der Geburt notwendig machen kann.
• Gelbsucht: Kinder von erkrankten Müttern haben häufiger erhöhte Bilirubinwerte. Eine Gelbsucht ist oft harmlos und gut behandelbar. In seltenen Fällen ist eine Lichttherapie erforderlich.
• Höhere Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt
Neben diesen temporären Folgen gibt es ebenfalls langanhaltende Konsequenzen. Diese sind:
1. Neigung zu Übergewicht und Fettleibigkeit durch frühzeitige Programmierung des Stoffwechsels durch hohen Insulinspiegel im Mutterleib
1. Erhöhte Gefahr, an Typ-2-Diabetes und dem metabolischem Syndrom zu erkranken
2. Vermehrtes Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist möglich
Behalte im Hinterkopf, dass die meisten Kinder keine langfristigen Probleme davontragen, wenn die werdende Mutter durch Ernährung, Bewegung oder eine Behandlung mit Insulin ihren Blutzuckerspiegel stabil hält.
Das Risiko für die Schwangere
Mit großer Wahrscheinlichkeit fühlst du dich völlig normal und gesund, obwohl du Schwangerschaftsdiabetes hast. Wichtig ist, dass du achtsam bist und versuchst, große Schwankungen in deinem Blutzuckerspiegel zu vermeiden.
Als Schwangere mit GDM ist die Wahrscheinlichkeit, später im Leben an Typ-2-Diabetes zu erkranken, leicht erhöht. Studien zeigen jedoch, dass das Risiko für diesen Diabetes-Typ durch Stillen gesenkt werden kann.
Was kann ich tun, um Gestationsdiabetes in den Griff zu bekommen?
In den meisten Fällen reicht eine Ernährungsumstellung aus. Hier sind einige Tipps, die du beherzigen solltest. Auch ohne GDM sind diese Tipps hilfreich:
• Halte deinen Blutzuckerspiegel stabil.
• Verzichte auf stark verarbeitete Kohlenhydrate (beispielsweise Weißbrot, Süßigkeiten) und setze stattdessen auf Vollkornprodukte.
• Iss bevorzugt frisches Gemüse und gesunde Fette.
• Regelmäßige Bewegung kann Wunder wirken.
• Falls nötig, kann dein Arzt/ deine Ärztin dir Insulin verschreiben. Von 100 Schwangeren brauchen letztendlich nur ein bis zwei Frauen wirklich eine Behandlung mit Insulin.
Was passiert nach der Geburt?
Da sich der Körper nach der Geburt wieder auf Normalbetrieb umstellt und eine erneute Hormonveränderung stattfindet, normalisiert sich der Blutzucker meist von selbst.
Bei diagnostiziertem GDM wird der Blutzuckerwert des Neugeborenen in den ersten Stunden nach der Geburt überwacht.
Du kannst deinem Baby bei der Regulierung seines Blutzuckers helfen, indem du es stillst. Das Stillen wirkt sich auf mehreren Ebenen positiv auf den Blutzucker aus. Muttermilch ist nährstoffreich und hält den Wert insbesondere durch die langsam aufgenommene Laktose stabil. Botenstoffe und Hormone unterstützen die Insulinausschüttung und wirken Stress, nicht zuletzt durch den Körperkontakt, entgegen.
Es ist ratsam, dass du deinen Blutzucker hin und wieder überprüfen lässt. So kannst du sichergehen, dass deine Werte gut sind und du keinen Diabetes Typ 2 hast.
Fazit
Schwangerschaftsdiabetes kann beängstigend klingen, aber in den meisten Fällen ist er gut zu handhaben. Mit einer gesunden Ernährung, Bewegung und regelmäßiger Kontrolle kannst du viel für eine komplikationslose Schwangerschaft und Geburt tun. Und vergiss nicht: Du bist nicht allein! Wenn du Zweifel oder Sorgen hast, sprich mit deinen Liebsten sowie mit deinem Schwangerschaftsvorsorgepersonal. Die Hauptsache ist, dass du dich wohlfühlst und dir etwas Gutes tust.
Quellenangaben:
https://register.awmf.org/assets/guidelines/057-023l_S2e_Diabetes_und_Schwangerschaft_2022-01.pdf
https://www.diabinfo.de/leben/schwangerschaftsdiabetes/risiken-fuer-das-kind.html
https://diabsurv.rki.de/Webs/Diabsurv/DE/diabetes-in-deutschland/1-02_Praevalenz_Gestationsdiabetes.html
https://www.gesundheitsinformation.de/schwangerschaftsdiabetes.html
https://www.medela.com/de-de/stillen-und-abpumpen/artikel/schwangerschaft-und-vorbereitung/schwangerschaftsdiabetes-diagnose-folgen-behandlung
https://www.gesundheitsinformation.de/was-hilft-schwangerschaftsdiabetes-vorzubeugen.html
https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/schwangerschaftsdiabetes-stillen-schutzt-mutter-langfristig-vor-typ-2-diabetes-risiko-sinkt-2713.php
Comments (0)